Samstag, 15. Oktober 2016

Marrakesch - die südliche Medina

Die männliche Stimme und ihr Gesang holten mich aus meinen Träumen.

Seine einstigen Pracht hat er nicht verloren und lässt mich staunen über so viel unendlich kleine Kämmerchen und zwei sehr unterschiedlich großen Hofhäusern. Zimmerchen und Höfe bilden zusammen ein komplexes Labyrinth. Der damalige Sultan lebte mit seinen vier Frauen und seinen achtzig Konkubinen hier. Einen ausreichenden Platz für alle bezweifle ich. Die Stuckverziehrungen, die geschnitzten Zedernholzdecken und die bunten Fließen sind sehr kunstvoll und schön renoviert worden.


Ein kleiner Abstecher in die Mellah macht mir große Freude. Ich habe in den Geschichten von Elias Canetti über das jüdische Viertel gelesen und wollte in das Gassengewirr eintauchen. Das Modell der islamischen Stadt ist die Abgrenzung der islamischen Wohn- und Geschäftsviertel von den nicht-isalmischen Einflüssen.
Heute leben hier kaum mehr Juden. Die jüdische Gemeinde ist auf 260 Mitglieder geschrumpft. Die Juden wurden sehr oft weggesperrt. Hier in der Mellah, im jüdischen Viertel in Prag und das Ghetto in Venedig. In den genannten Orten bekamen die Juden einen Teil der Stadt mit einer Mauer umgeben meistens gab es nur ein Eingangstor und das wiederum wurde am Abend versperrt.

Auf einer Dachterrasse am Place des Ferblantiers brauchte ich einen Salatteller und einen Orangensaft. Einfach köstlich, köstlich einfach.

Verlaufen ist angesagt, denn der Eingang zum Palast Badi (Ruine) ist nicht zu finden. Der Irrgang im Stadtteil Berrima und die Umrundung des Königspalastes kostete mich unendlich viel Energie. Ich brauche nochmals eine Dachterrasse um Orangensaft zu tanken und einen lieben Österreicher zu treffen, einen Storch.

Es ist spät geworden und der Weg zum Djamaa el-Fna ist weit. Das Programm wird unvollendet abgebrochen. Es gehen sich noch ein paar Fotos der Kutubiya-Moschee aus. Der Besuch einer Moschee ist Ungläubigen untersagt.


Am Platz Djamaa el-Fna, den ich mittlerweile wirklich gut leiden kann, genieße ich auf einer überfüllten Dachterrasse das Treiben am Platz. Die Sonne geht unter und der Glanz der roten Mauern verlöschen.



Mit dem letzten Rufe zum Gebet gehe ich ins Hotel zurück.

Temperatur: 24°C, Sonne und wenige Wolken am Abend

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